Die Hausschrift der Peter Schmidt Group
Wir versuchen unsere Newsletter kurz und knackig zu halten, denn wir sind nicht die einzigen, die um Aufmerksamkeit buhlen. Wenn aber das Projekt höchst außergewöhnlich ist, gehen schon mal die Pferde mit uns durch, und der Newsletter wird lang und bildreich. Schließlich geht es diesmal um keinen Geringeren als Peter Schmidt.
Er ist eine Ikone des deutschen Designs und seine Arbeiten sind weltbekannt: Flakons, Verpackungen, Interior Designs und sogar Bühnenbilder schuf Peter Schmidt und hat damit den Grundstein gelegt für eine der einflussreichsten Agenturen europaweit: die Peter Schmidt Group.
Als wir von der Agentur gefragt wurden, ihre Hausschrift zu entwickeln, stand von Beginn an fest, dass wir mehr als eine Schriftfamilie benötigen würden, um das breite Spektrum ihrer Tätigkeitsfelder typografisch abzubilden. So war schnell klar, dass es eine Mammutaufgabe werden würde. Eine ganze Superfamilie sollte entstehen, die die wichtigsten Schriftklassen umfasst: von der Serifenlosen über die Renaissance-Antiqua und die Klassizistische bis hin zur Serifenbetonten. Und zuletzt darf bei der Schrift für eine Agentur, deren Markenzeichen der Elefant ist, natürlich eines nicht fehlen: Eine Fraktur! Ist sie doch die einzige Schrift, deren Großbuchstabenformen die sogenannten Elefantenrüssel bilden.
Der Umfang der Superfamilie stand also schnell fest. Fehlte nur noch eine tragfähige Idee für die generelle Formensprache. Sie aus der Handschrift des Firmengründers zu entwickeln, war der entscheidende Impuls. Und so trafen wir uns am 7. Februar 2017 im obersten Stockwerk des Hamburger Büros am Zirkusweg mit Peter Schmidt zum Schreiben.
Die Ergebnisse waren weit diverser und weniger unmittelbar verwertbar als erwartet. Als jemand der jahrzehntelang Wortmarken gestaltet hat, gab Peter Schmidt einem jeden Wort einen individuellen Klang und Ausdruck. Dennoch ließen sich bei aller Vielfalt auch Konstanten ausmachen. Folgende Hauptcharakteristika der Zeichen haben wir so zusammengefasst:
- selten verbunden
- meistens zackig
- schmal aber auch rund
- unterschiedlich geneigt
- ausgeprägt in Ober-, Unterlängen & Versalien
- geschwungen
- in ihren Formen variabel
Aus der Handschrift Peter Schmidts entstand der erste Schriftschnitt: die Script. Sie bildete die Basis für alle weiteren Schnitte. Die Kursive ist – vereinfacht gesprochen – eine gezähmte Version der Script. Stellt man die Kursive aufrecht, erhält man die Sans. Etwas mehr Kontrast und die Renaissance-Antiqua entsteht. Erhöht man den Kontrast noch weiter, erhält man die Klassizistische. In entgegengesetzter Richtung entsteht bei der Verminderung des Kontrasts und der Verstärkung der Serifen die Slab.
Um die neue Schrift sowohl intern als auch extern zu promoten, hat sich die Peter Schmidt Group einiges einfallen lassen: Mit mehreren Printmedien, eigenem Webauftritt und einem zweitägigen Event samt wohltätigem Plakatverkauf wurde die neue Schrift gebührend gefeiert. Einen schönen Überblick gibt es auf beyondtype.de.
Die Arbeiten an der Peter Schmidt Type sind zwar beendet, gehen aber dennoch weiter. Ein Variable-Font ist angedacht und vielleicht werden wir die Schriften noch um den ein oder anderen Schnitt ergänzen. Wir halten Euch auf dem Laufenden!